«Social Media war ein Förderer meiner essstörung.»

Essstörungen treten in praktisch allen Altersgruppen auf. Besonders häufig von der Erkrankung betroffen sind jedoch junge Frauen. Die Privatklinik Aadorf kann Menschen mit Essstörungen ab einem Alter von 16 Jahren aufnehmen. Eine dieser jungen Patientinnen ist Leonie T.* Im Gespräch beschreibt sie, wie sie ihren Aufenthalt erlebt hat.

Ein Aspekt, der bei Essstörungen oftmals eine zentrale Rolle spielt, ist der Einfluss von Schönheitsidealen, die zum Beispiel in den sozialen Medien stark präsent sind. Inwiefern hatte Social Media in Ihren Augen einen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung Ihrer Krankheit?
Social Media war wohl nicht der Auslöser meiner Krankheit, aber zweifellos ein Förderer. Die Nutzung der sozialen Medien diente mir dazu, meinen mentalen Hunger zu stillen und mich mit anderen Essverhalten und Körpern zu vergleichen.

Wann haben Sie gemerkt, dass eine therapeutische Behand- lung sinnvoll sein könnte? Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie einem Klinikaufenthalt zugestimmt haben?
Den Ausschlag gab die Empfehlung des Arztes, nachdem wir gemeinsam bemerkt hatten, dass wir es ohne Unterstützung nicht schaffen, aus der Essstörung zu kommen.

Wie haben Sie den Aufenthalt in der Privatklinik Aadorf erlebt? Was hat Ihnen Freude gemacht, was hat Sie verunsichert?
Die Zeit verflog sehr schnell. Negative Erlebnisse hatte ich nicht wirklich, manchmal gab es lediglich unterschiedliche Ansichten bei der Pflege bezüglich Portionsgrössen. Positiv in Erinnerung bleiben wird für mich zweifellos das gute und abwechslungsreiche Therapieangebot, ebenso die netten Angestellten und Mitpatientinnen sowie die schöne Umgebung.

Üblicherweise richten sich psychotherapeutische Kliniken an Erwachsene. Die Privatklinik Aadorf kann jedoch schon Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 16 Jahren aufnehmen. Haben Sie den Eindruck, dass der Klinikalltag für Jugendliche ein anderer ist als jener für Erwachsene?
Ich habe neben den Therapien die Schule weitergemacht und von der Klinik aus auch Prüfungen geschrieben. Wie bei den Erwachsenen wird auch bei Jugendlichen aktiv nach Anschlusslösungen gesucht. Ob sich der Klinikalltag von Jugendlichen stark von jenem der Erwachsenen unterscheidet, kann ich aber nicht mit Bestimmtheit sagen. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass wir Jungen untereinander eher als Gruppe zusammenfinden konnten.

Welche Therapiebausteine waren und sind für Sie besonders wichtig und wirksam?
Wertvoll waren sicherlich die Gespräche, sowohl Einzeltherapien als auch Bezugspersonengespräche. Die kreativen Therapien halfen mir dabei, andere Ausdruckswege zu finden. Wichtig war auch die Skills-Gruppe. Darin lernte ich, Hilfsmittel zu finden, um mit schwierigen Situationen umgehen zu können.

Gibt es zentrale Dinge, die Sie im Verlauf der Behandlung über sich und Ihre Krankheit gelernt haben?
Gelernt habe ich vieles. Vor allem über die Gründe für die Entste- hung meiner Essstörung, aber auch über Verhaltensmuster, die von der Essstörung ausgehen und die ich bisher als normal ange- sehen habe.

Mit welchen Gedanken blicken Sie in die Zukunft
Ich bin optimistisch und fühle mich gut vorbereitet. Allerdings bin ich mir auch bewusst, dass es schwierig sein wird, die Struktur beizubehalten. Es wird Ups und Downs geben, aber ich habe viel Unterstützung und Menschen, die mich kennen und mir helfen werden.

*Name geändert

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