Psychische Gesundheit in Krisenzeiten: Fachliche Hilfe ist essenziell

Die Situation rund um das Coronavirus stellt uns alle vor grosse Herausforderungen – jeden Mensch als Individuum und die Gesellschaft als Ganzes. Angesichts von Isolation und vermehrtem Rückzug aus dem sozialen Leben und konfrontiert mit Arbeitsplatzunsicherheit, finanziellen Sorgen und Existenzängsten steht auch die psychische Gesundheit unter starker Belastung. Entsprechend wichtig ist professionelle Hilfe.

Ausnahmesituation COVID-19

Das Coronavirus sorgt für belastende Situationen, die auch für die psychische Gesundheit eine Gefahr sein können. Das Meiden von Kontakten, die soziale Isolation oder gar eine verordnete Quarantäne können eine starke psychische Belastung darstellen, ebenso der Wegfall der Tagesstruktur. Auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise können sich auf die Psyche auswirken. Die finanzielle Unsicherheit sowie die Angst vor einem Verlust der Arbeitsstelle oder der Existenzgrundlage können seelische Probleme nach sich ziehen. Experten warnen davor, dass die Coronakrise zur psychischen Gesundheitskrise werden könnte, mit einer erheblichen Zunahme von Depressionen, Angstzuständen und anderen psyschischen Krankheiten.

Auch Menschen ohne Vorerkrankung können betroffen sein

Betroffen sind dabei längst nicht nur Personen, die bereits unter einer psychischen Erkrankung leiden, sondern auch Menschen, die sich psychisch gesund glauben. Dabei kann die Psyche auf ein aussergewöhnliches Belastungsereignis nicht mehr effektiv reagieren, zuvor wirksame Bewältigungsstrategien reichen nicht mehr aus. Verarbeitungsmechanismen brechen zusammen, was zu Angststörungen, Depressionen oder einem Burnout-Syndrom führen kann. Für Menschen, bei denen bereits eine Depression oder eine Angststörung diagnostiziert wurde, kann die Ausnahmesituation in kürzester Zeit zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen. Auch bei einer Zwangsstörung ist das Risiko von negativen Folgen gross – zum Beispiel können sich Menschen, die unter einem Waschzwang leiden, von der aktuellen Situation bestätigt fühlen, wodurch sich das Zwangsverhalten zusätzlich verstärkt.

Erhöhtes Suizidrisiko

Gerade aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise könnte auch die Suizidrate merklich ansteigen. Isolation, Existenzängste, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Insolvenzen können als Trigger wirken, eine bestehende Depression verstärken und das Suizidrisiko bei Betroffenen erhöhen. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2015 (W. Kawohl, C. Nordt) steht jeder fünfte Suizid in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit. Nicht nur das fehlende Einkommen und die erschwerte finanzielle Lage sorgt diesbezüglich für Verzweiflung. Wenn jemand seine Stelle verliert, fehlt es im Alltag häufig an Sinn und Struktur, die soziale Stellung erscheint beeinträchtigt. Ausserdem sehen Betroffene oftmals keine Perspektive – ein Umstand, der in der Coronakrise aufgrund der allgemeinen Unsicherheit noch schwerer wiegen kann.

Lassen Sie sich helfen!

Für Betroffene, aber auch für Freunde, Familienmitglieder oder Arbeitgeber ist im Moment eine erhöhte Wachsamkeit vonnöten. Besonders wichtig ist es dabei, zu erkennen, inwiefern die Krisensituation sich auf das eigene Befinden und die psychische Gesundheit auswirkt.

  • Stellen Sie fest, dass die herausfordernde Situation einen negativen Einfluss auf Ihre Psyche hat?
  • Fühlen Sie sich deprimiert?
  • Treten verstärkte Stress- und Angstgefühle auf?
  • Haben Sie den Eindruck, dass Sie an Ihre psychische Belastungsgrenze geraten?

Dann zögern Sie nicht – lassen Sie sich helfen! Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt, Ihren Psychologen oder eine andere Fachperson. Natürlich können Sie auch unsere Experten in der Privatklinik Aadorf kontaktieren. Schreiben Sie eine E-Mail an info@klinik-aadorf.ch oder kontaktieren Sie uns unter der Telefonnummer +41 52 368 88 88.

Tipps für die psychische Gesundheit während der Pandemie

Nicht nur fachliche Unterstützung ist in den aktuellen Situation wichtig, sondern auch die Selbsthilfe. Jede und jeder Einzelne kann und sollte auf sich selbst achtgeben. Mental Health Europe hat acht Tipps formuliert, um der psychischen Gesundheit auch in Krisenzeiten Sorge zu tragen. Wir haben sie hier kurz zusammengefasst.

Greifen Sie beim Einholen von Informationen zum Coronavirus bevorzugt auf offizielle Quellen zurück, zum Beispiel die World Health Organization (WHO) oder das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Damit können Sie Panik oder Angst durch allfällige Falschinformation vermeiden.

Auch das ständige Lesen, Sehen und Hören von – derzeit häufig besorgniserregenden – Nachrichten kann Stress- und Angstgefühle auslösen oder verstärken. Achten Sie darauf, die News-Flut einzudämmen und Ihren Newskonsum auf das Notwendige zu reduzieren.

Kümmern Sie sich vor allem um die Dinge, die Sie selbst kontrollieren können. Halten Sie nach Möglichkeit eine Tagesstruktur und achten Sie auf ausreichend Schlaf, gesundes Essen, viel Bewegung und regelmässige und erfüllende Aktivitäten. Stellen Sie Ihr Wohlbefinden in den Vordergrund.

Tauschen Sie sich regelmässig mit Freunden, Familie und Bekannten aus, zum Beispiel über Telefon oder Videotelefonie. Reden Sie über Alltägliches, aber auch über Ihre Ängste und Gefühle. Gespräche und Interaktionen wirken sich bei allen Beteiligten positiv auf die psychische Gesundheit aus.

Ein scheinbar banaler, aber wichtiger Hinweis. Versuchen Sie, sich möglichst auf die positiven Dinge in Ihrem Leben zu konzentrieren.

Gerade in der aktuellen Situation sind Gefühle wie Angst, Überwältigung oder Stress ganz normal. Behalten Sie diese Emotionen nicht unter Verschluss. Geben Sie den Gefühlen Raum – zum Beispiel in Gesprächen, in Entspannungsübungen oder in Form eines Tagebuchs.

Auch für Kinder ist die derzeitige Lage eine Belastung. Nehmen Sie sich Zeit, um mit Ihren Kindern über das Coronavirus zu reden. Informieren Sie die Kinder auf offene und verständliche Weise. Achten Sie zudem auf eine gewohnte Tagesstruktur, planen Sie klare Lern- und Freizeiten und unternehmen Sie gemeinsame Aktivitäten.

Reagieren Sie früh genug, wenn Sie denken, die Situation nicht allein bewältigen zu können. Kontaktieren Sie Ihren Hausarzt, Ihren Psychologen oder eine andere Fachperson. Wir unterstützen Sie gerne dabei.

Ausführliche Tipps, wie man häusliche Isolation und Quarantäne gut überstehen kann, finden Sie auch im Merkblatt, das die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich auf Basis von Empfehlungen der BÖP (Berufsverband Österreichischer PsychologInnen) zusammengestellt hat. Sie finden es untenstehend als Download.